Migräne

Jeder Dritte mit chronischen Kopfschmerzen hat Migräne. Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen in ihrer Funktion beeinträchtigt sind. In der Folge kommt es zu Veränderungen an den Blutgefäßen im Gehirn, die von den Nervenzellen gesteuert werden. Patienten spüren eine Migräneerkrankung oft in Form von Migräneanfällen. Dabei kommt es zu mäßigen bis starken, pochenden Kopfschmerzen, die Minuten oder Stunden dauern können. Oft ist der Schmerz nur auf einer Kopfseite spürbar. Betroffene erleben manchmal auch Veränderungen der Wahrnehmung (sogenannte Aura) vor oder während einem Migräneanfall.

Fälschlich werden manchmal auch andere regelmäßige Kopfschmerzen als Migräne bezeichnet.

Die genauen Ursachen der Migräneerkrankung sind noch unbekannt. Sehr oft zeigt sich ein familiärer Zusammenhang. Die sogenannte Erbmigräne ist in der chinesischen Medizin schon sehr lange bekannt. Die Schulmedizin hat einen erblichen Faktor lange in Frage gestellt. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass eine spezielle hormonelle Prägung im Mutterleib verantwortlich dafür ist, dass gelegentlich eine Migräneerkrankung von Müttern an Töchtern weitergegeben wird.

Hormonelle sowie genetische Faktoren spielen dabei gleichzeig eine Rolle. Hormone sind auch dafür verantwortlich, dass Frauen häufiger von Migräne betroffen sind und vermehrt während der Menstruation Migräneanfälle erleiden.

Der Einfluss von sogenannten Triggern (Auslöser für einen Migräneanfall) wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Zum Beispiel gelten bislang bestimmte Nahrungsmittel als häufiger Auslöser. So können Alkohol, Kaffee oder stark verarbeitete Lebensmittel einen Anfall begünstigen. 

Stress und ein hormonelles Ungleichgewicht sind ein nachweislicher Faktor.

Migräne hat viele Gesichter

Die Schmerzen werden oft von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit begleitet. Manche Menschen erleben vor einer Migräneattacke auch neurologische Symptome wie Sehstörungen oder Kribbeln, die als Aura bezeichnet werden.

Es gibt verschiedene Formen von Migräne, die sich in ihren Symptomen und ihrer Häufigkeit unterscheiden. Die häufigsten sind:

  • Migräne ohne Aura: Diese Form tritt bei etwa 80 Prozent der Migränepatienten auf und ist durch pulsierende, meist halbseitige Kopfschmerzen gekennzeichnet, die sich bei Bewegung verschlimmern. Die Attacken dauern zwischen vier und 72 Stunden und treten im Durchschnitt etwa einmal im Monat auf. Es gibt auch Unterformen wie die rein menstruelle Migräne ohne Aura, die nur um den Zeitpunkt der Menstruation auftritt.
  • Migräne mit Aura: Diese Form tritt bei etwa 15 bis 20 Prozent der Migränepatienten auf und ist durch neurologische Symptome gekennzeichnet, die den Kopfschmerzen vorausgehen oder sie begleiten. Die Aura dauert meist zwischen fünf und 60 Minuten und kann sich als Sehstörungen (z.B. Flimmern oder Gesichtsfeldausfälle), Kribbeln oder Taubheitsgefühle (z.B. in den Händen oder im Gesicht), Sprachstörungen (z.B. Wortfindungsstörungen oder Verständnisschwierigkeiten) oder Schwindel äußern. Es gibt auch Unterformen wie die Migräne mit Hirnstammaura, die zusätzlich Symptome wie Schluckstörungen oder Bewusstseinsstörungen verursacht, oder die hemiplegische Migräne, die eine vorübergehende Lähmung einer Körperseite auslöst.
  • Die chronische Migräne tritt bei etwa zwei Prozent der Migränepatienten auf und ist durch sehr häufige Kopfschmerzen gekennzeichnet, die an mehr als 15 Tagen im Monat auftreten. Die Schmerzen können mit oder ohne Aura einhergehen und sind oft schwer zu behandeln.
  • Migränekomplikation: Diese Form tritt bei weniger als einem Prozent der Migränepatienten auf und ist durch schwerwiegende Folgen einer Migräneattacke gekennzeichnet. Dazu gehören zum Beispiel der migränöse Infarkt, bei dem es zu einem Schlaganfall kommt, oder die persistierende Aura ohne Infarkt, bei der die Aura-Symptome länger als eine Woche anhalten.
  • Als Status migränosus bezeichnet man eine Migräne, die länger als 3 Tage ununterbrochen anhält. Gleichzeitige Auraphasen sind dabei möglich. Als Ursache wird ein Medikamentenübergebrauch angenommen. Auch kann ein Status migänosus im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten. Diese Migräneform gilt als schwer mit Medikamenten zu behandeln.

Wie wird Migräne diagnostiziert?

Die Diagnose von Migräne erfolgt in erster Linie durch eine Anamnese (Krankengeschichte) des Patienten. Danach entscheidet ein Arzt, ob andere mögliche Ursachen der Kopfschmerzen ausgeschlossen werden können. In einigen Fällen wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder einer Computertomographie (CT) angeordnet. Eine spezielle Laboruntersuchung (z. B. durch eine Blutprobe) zur Feststellung einer Migräneerkrankung gibt es nicht. In seltenen Fällen kann ein Vitamin B12-Mangel im Zusammenhang mit einer Migräne auftreten.

Die schwierige Diagnose ist manchmal ein Problem, wenn andere seltene Kopfschmerzursachen dabei wenig beachtet werden. So kann beispielsweise Post-Covid sehr ähnliche Beschwerden verursachen.

Behandlung der Migräne

Die Behandlung von Migräne mit Medikamenten zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Vorbeugung oder Behandlung von Migräne eingesetzt werden können, je nach Art der Migräne.

Zu den vorbeugenden Medikamenten gehören Betablocker (Blutdruckmedikament), Antidepressiva, Antiepileptika (gegen Epilepsie) und CGRP-Antikörper (beeinflusst Immunsystem).

Frauen, die bei Hormonschwankungen unter Migräne leiden, behandeln ihre Symptome gelegentlich mit der Anti-Baby-Pille. Auch Cannabis und einige sog. Poppers (ein Aphrodisiakum) stehen seit einiger Zeit auf der inoffiziellen Liste der möglichen symptomatischen Medikamente. Eine Behandlung mit diesen Präparaten ist sehr gefährlich.

Zu den akut anwendbaren Medikamenten gehören Schmerzmittel, Triptane (gefäßverengend), Ergotamine (Mutterkorngift, wirkt entspannend) und Antiemetika (gegen Übelkeit).

Vielen Patienten wünschen sich allerdings eine ganzheitliche Behandlung ohne oder mit sehr wenigen Medikamenten. Der Wunsch nach weniger Nebenwirkungen und weniger Abhängigkeit von Schmerztabletten steht dabei im Vordergrund.

In der osteopathischen Praxis aber auch für die Akupunktur liegen viele Erfahrungswerte vor. Auch für die sog. Erbmigräne ist ein spezieller Akupunkturpunkt beschrieben worden (Bahr et al.) Frauen, die insbesondere während der Menstruation Migräne bekommen, kann evtl. eine hormonelle Regulierung mit Akupunktur unterstützen.

Daneben können auch Maßnahmen helfen, Migräne zu vermeiden oder zu bewältigen. Dazu gehört eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Stressmanagement, regelmäßige Bewegung und Vermeidung von Alkohol, Koffein oder bestimmte Lebensmittel.

Fazit

Obwohl es einen relativ hohen Anteil von Menschen mit Migräne gibt, sind fundierte medizinische Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten noch immer nicht sehr ausgereift. Desto wichtiger ist es, sich sehr viel Zeit für ein Gespräch mit den Patienten zu nehmen und genau zuzuhören.

Die Behandlung mit Medikamenten zieht stets auf die Linderung der Symptome. Das ist medizinischer Standard und sehr gut erforscht. Alternative Behandlungsformen wie Osteopathie und Akupunktur versuchen einen ganzheitlichen Ansatz zu finden und die Ursachen der Migräne zu bekämpfen. Dieser Ansatz ist jedoch wissenschaftlich noch nicht sehr gut erforscht. Die Erfahrungen mit der Akupunktur sind allerdings so gut, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2002 in einer Indikationsliste für Akupunktur die Migräne mit aufgeführt hat.

Lassen Sie sich von einem Heilpraktiker, Osteopathen oder naturheilkundlichen Arzt über die individuellen Therapiemöglichkeiten beraten. Gerne können Sie auch bei mir einen Beratungstermin buchen.

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